Das wahre Gold Islands

Zusammen mit den Reisenden Sarah und Mayla schwang sich Nyncke Ende August in den Sattel, um in acht Tagen alle „Goldenen Höhepunkte des Südens“ abzureiten. Nyncke hielt die Reise humpelnd auf Papier fest und schaffte es dennoch, einige tolle Fotos aus dem Sattel zu schießen.

Von den riesigen schwarzen Lavafeldern des Hochlands bis zum nebligen und mythischen Marardalur, dem „Tal der Pferde“, hatte die Golden Tour alles zu bieten. Wenn man dann noch die robusten Isländer und eine 18-köpfige Gruppe von Pferdeverrückten hinzufügt, hat man eine Reise mit einem goldenen Rand.

Text und Fotos: Nyncke Ernst

Gim-steinn

War es Gimstin, Ginsten, Geimsten oder Gimsten? Diese isländischen Namen sind gar nicht so einfach. Unter mir nimmt mein isländisches Pferd das Tempo auf, ohne zu bemerken, dass ich seinen Namen schon nach zwei Minuten Trab vergessen habe. Ich drücke meine Beine leicht an und ehe ich mich versehe, führe ich eine Herde von 52 wippenden Pferden, 17 kichernden Pferdemädchen und einem langhaarigen Pferdemann an.

„Ähm, wie hieß mein Pferd noch mal?“, frage ich die Führerin Lotta, die versucht, unsere Herde im Zaum zu halten, während wir umherziehen. Lotta bricht sofort in Gelächter aus. „Gimsteinn. Es heißt Gim-steinn.“ Ich versuche, ihre Aussprache in meinem besten Isländisch zu imitieren. Den Namen dieses feuerfarbenen Fuchses kann ich nicht vergessen, denn an unserem letzten Tag dürfen wir noch einmal mit unserem Lieblingstier ausgehen. Vorausgesetzt, man kann sich Namen gut merken. Nun ja. „Gim-steinn, Gim-steinn, Gim-steinn“, summe ich nun fröhlich vor mich hin. Einen Moment lang fühle ich mich wieder wie ein 12-jähriges Pferdemädchen mit Pferdeschwänzen im Haar.

Tiefschwarze Ebenen und eine goldene Sonne

Ich bin steif wie ein Brett, als ich nach unserem ersten Reittag aus dem Bett steige. Stolpernd bahne ich mir den Weg vorbei an meinen geschmeidig aussehenden Mitfahrern zum Frühstück. Schnell wird klar, dass der Schein manchmal trügt, und alle ziemlich lahm sind. „Zum Glück haben wir nur noch sieben Tage“, sage ich augenzwinkernd zu Nadine, einer der Gruppenältesten, die mich mit einer Mischung aus Angst und Abscheu ansieht. Aber der Kopf ist frei und der Sonnenschein verleiht dem Morgen einen goldenen Anstrich, als ich vom Frühstückstisch aus nach draußen schaue. Wie passend, denn in den nächsten Tagen fahren wir an allen „Goldenen Höhepunkten des Südens“ vorbei.

Wenn die Pferde aufgeteilt sind – wir reiten jeden Tag mit 3 verschiedenen Isländern, jeder mit einem unaussprechlichen isländischen Namen – ist es Zeit, aufzubrechen. Nach einem Sonnentanz um Hekla reiten wir heute ins isländische Hochland. Die grünen Felder von gestern weichen den pechschwarzen Ebenen von heute. Um uns herum erheben sich seltsame Gestalten aus der Lava. Ich stelle mir vor, dass es die Wächter des Hochlands sind, die uns einen nach dem anderen in dieser versteinerten und erstarrten Landschaft willkommen heißen.

Der Sonnentanz um Hekla scheint geholfen zu haben, denn die Sonne scheint hell, als wir für eine wohlverdiente Pause für Pferd und Mensch anhalten. Eines nach dem anderen werden unsere Pferde wieder mit der Herde in einer großen Holzkoppel vereint, neben der wir anhalten. Dann werden die neuen Pferde auf die Gruppe aufgeteilt, und einer nach dem anderen steigt wieder in den Sattel. Manche Reiter sind ein bisschen sanfter als andere.

Am Nachmittag macht die pechschwarze Landschaft allmählich eine Metamorphose durch, ebenso wie mein Körper. Tiefrot ist jetzt die vorherrschende Farbe, und mein Körper scheint sich an den Rhythmus des Reitens zu gewöhnen. Als wir gegen Ende des Nachmittags am Zielort ankommen, färbt die Sonne die Mähnen der Pferde golden. Beim Essen schaue ich mich am Tisch um und mein Blick fällt wieder auf Nadine. All die Angst und der Schrecken von heute Morgen scheinen verschwunden zu sein. Am Abend kritzle ich noch schnell ein paar Worte auf. „Tiefschwarze Ebenen und eine goldene Sonne. Ein Tag für die Bücher.“

Das Hochland und Helgaskáli

Neben Nadine fahre ich die Tage zusammen mit den Reisenden Sarah und Mayla, Mutter und Tochter. Sie haben die Reise bei Kollegin Marieke gebucht und sind bisher genauso begeistert wie ich. „Das war ein jahrelanger Wunsch von uns, der nun endlich in Erfüllung geht“, erzählt mir Sarah, als wir am vierten Tag auf der Berghütte Helgaskáli auf die heutige Wanderung zurückblicken – mit Hochland-Sonne im Gesicht. Die Freude steht ihr ins Gesicht geschrieben.

Das isländische Hochland bietet das perfekte Rezept für einen Reiturlaub in Island. Eine endlose Reihe von bizarren, weltfremden Landschaften, eine Einsamkeit, die Sie zum Lächeln bringt, und eine Stille, die Sie selbst noch ruhiger werden lässt. Hier sind alle Sinne angespannt, aber gleichzeitig auch in Ruhe. Eine verrückte Dualität, die wie eine Meditation wirkt. Wenn man dann noch die ruhig schuftenden Isländer, den plätschernden Háifoss und eine eiskalte Flasche Gull am Ende des Tages hinzufügt, hat man pures Glück in einer einzigen Reise.

Der Tag in Helgaskáli endete mit einem Grillfest, ein paar falschen (und nicht so falschen) Notizen aus Eldhestars Söngtextar-Heft und einem handgeschriebenen Dankeschön im Gästebuch: „Takk – die Golden Girls und Lukas – unser langhaariger Pferdemann“.

Die Tour der Touren

Das musste ja eines Tages passieren. Nachdem wir sechs Tage lang bei strahlendem Sonnenschein gefahren sind, wachen wir heute im Regen auf. Es ist die Art von Regen, der selbst die stärkste Regenjacke nicht standhält. Doch selbst dieses Wetter bewirkt Wunder, und wir können heute die Tour der Touren fahren. Beim Abendessen am ersten Tag wies uns Reiseleiterin Lotta bereits auf ein Gemälde des „Tals der Pferde“ hin, das hoch über unseren Köpfen und dem Esstisch hing. Ein mythisch anmutendes Tal, voller Pferde, voller Farben.

Ein mythisches Tal regt natürlich die Fantasie an, aber niemand hat erwartet, dass es so mythisch ist, wie man es nur in Tolkiens Büchern findet. Schon gar nicht bei diesem Regen. Wir sitzen tief im Kragen, als wir die ersten Umrisse des Dyrfjöll-Grates sehen, der sich neben uns aus dem Nebel und Regen erhebt. Dazu ein dramatisches Musikstück, ein paar Trommeln, die einem direkt in die Seele pochen, und man hat die perfekte Kulisse für einen neuen Fantasy-Bestseller.

Über den Sköflungur, einen Kamm, der vielleicht noch mythischer ist als der Dyrfjöll, stürzen wir in eine tiefe Schlucht. In meinem Regenanzug haben sich inzwischen zahlreiche kleine Wasserfälle gebildet – genau wie um mich herum. Doch der Regen kann mir – und meinen Mitfahrern – wenig anhaben. Um mich herum herrscht, abgesehen vom Plätschern der kleinen Wasserfälle und dem Regen, eine heitere Stille, durch die gelegentlich ein leises „Woh“ und „Wah“ dringt. Gemeinsam mit unseren Isländern klettern wir durch die Schlucht, bis sich das moosgrüne „Tal der Pferde“ im aufsteigenden Nebel zeigt. Das mythische Marardalur, wie das Tal in der isländischen Sprache heißt, ist für mich der Höhepunkt des Tages. Ich streiche meinem Pferd durch die nasse Mähne. Von mir aus kann diese Tour der Touren noch tagelang weitergehen. Sogar im strömenden Regen.

Echtes Gold

An unserem letzten Tag stehen 17 leicht nervöse Pferdemädchen und ein entspannter Pferdemann Schlange, um zu erfahren, ob sie noch einen Tag auf ihrem Wunsch-Islandpferd reiten dürfen. Nach einer Reihe von erfüllten Wünschen höre ich Lotta aus der ersten Reihe rufen: „Gim-steinn’ for Nyncke“. Wie ein etwas übereifriges 12-jähriges Pferdemädchen springe ich vor und nehme Gimsteinn mit einem Kompliment von Lotta mit. „Ich wusste, dass du ihn nicht vergessen würdest.“

Ich werde Gimsteinn nicht vergessen, aber auch nicht diese acht Tage voller Gold. In der Tat haben wir neben Hekla, dem Hochland, dem Háifoss und dem „Tal der Pferde“ viele weitere Highlights besucht. Von Geysir bis zum Gullfoss und vom Thjófafoss bis Þingvellir. Doch das wahre Gold dieser Reise lag nicht in den Highlights des Goldenen Kreises. Das wahre Gold war die Gruppe von 52 unverwüstlichen Isländern und 18 wahnsinnig begeisterten Pferdefreaks. Gold war der messerscharfe Regen und die goldene Sonne in meinem Gesicht.

Unsere Reisegeschichte ist vorbei, aber Ihre kann heute beginnen! Möchten Sie wie Nyncke auf eine goldene Tour gehen? Hier finden Sie unsere beliebtesten mehrtägigen Reittouren, einschließlich der 8-tägigen „Die Klassische Reittour Island“. Sie möchten eine Reittour mit anderen Highlights Islands kombinieren? Auch das ist möglich. Unsere Island-Spezialisten stehen Ihnen gerne zur Verfügung.

Ermöglicht wurde diese Reise durch Eldhestar.